Der neue VW Caddy ist einer, der wie seine Vorgänger alle Optionen offen hält. Zwei Radstände, diverse Aufbauten und 19 Assistenzsysteme lassen viel Spielraum für Individualisierung. Auf Wunsch fährt der Kleintransporter sogar als Smartphone auf vier Rädern auf den Hof – und hilft bei der Steuererklärung.
Max Frehner
Drei Millionen Mal wurde der VW Caddy bereits verkauft – und auch die 5. Generation soll wieder das maßgebliche Fahrzeug im A-Segment werden, so die Zielsetzung der Hannoveraner. Dafür hat Volkswagen nach eigenen Angaben "keine Schraube unangetastet" gelassen. Als bedeutendste Neuerung spielte sich bei der Fahrzeugpremiere in Düsseldorf das "Innovision Cockpit" in den Vordergrund, das technikaffine Handwerker mitunter als elektronisches Fahrtenbuch nutzen können. Doch der Reihe nach.
1. Optik: Der VW Caddy bleibt auch 2020 funktional
Vieles am neuen VW Caddy erinnert an den VW Golf 8. Der Pkw-Bestseller leiht dem Hochdachkombi sein Gesicht und teilt mit ihm dieselbe MQB-Plattform. Bei der Gestaltung habe die "Ästhetik des Nutzens" im Vordergrund gestanden, erklärte Albert Kirzinger, Leiter des Design-Teams bei VW Nutzfahrzeuge.
Der Caddy 5 kommt damit in erster Linie optisch reduziert und funktional daher. So sollen etwa die glatten Oberflächen und die steile Abrisskante den Kleintransporter sparsamer machen. Für die Hingucker sind derweil die neu gestalteten H7-Scheinwerfer verantwortlich, die es auf Wunsch auch in Voll-LED gibt. Nach unten schließt die Front ein lackierter Stoßfänger mit Wabengitter ab, bei dem sich das Design-Team wohl vom Elektromodell ID.3 hat inspirieren lassen. Mit einer groß dimensionierten Heckscheibe und weit nach oben reichenden Rücklichtern schafft VW auf der Rückseite einen weiteren Blickfang.
2. Varianten und Maße: Caddy 5 wieder als Maxi erhältlich
Als Personentransporter läuft der Caddy 5 als Kombi oder Van standardmäßig mit fünf Sitzen vom Band, zwei Einzelsitze können zusätzlich in dritter Reihe ergänzt werden. Beim Pkw-Van unterscheidet Volkswagen in Sachen Ausstattung künftig zwischen der schlichten "Caddy"-Variante, gefolgt von der Ausstattungslinie "Life" sowie der gehobenen "Style"-Version. Ein Camper-Caddy "Beach" sei laut VW ebenfalls in Planung.
Für den gewerblichen Kunden dürften jedoch andere Fakten im Vordergrund stehen. Allen voran die Frage nach den Laderaum-Abmessungen. In der Standard-Version wächst der neue Caddy um rund neun Zentimeter auf 4,50 Meter und erhält einen sieben Zentimeter längeren Radstand. Die Laderaumlänge erhöht sich damit auf gut 1,80 Meter. In die Höhe wächst der Laderaum um drei Zentimeter auf 1,27 Meter, zudem ist das neue Modell mit 1,86 Metern sechs Zentimeter breiter, die Laderaumbreite beträgt gute 1,61 Meter . Das Fassungsvermögen erhöht sich damit geringfügig von 3,2 auf 3,3 Kubikmeter.
In der Variante als Maxi bietet Volkswagen den Caddy 5 auch wieder mit verlängertem Radstand an. Die XL-Version fällt mit 4,85 Metern jedoch drei Zentimeter kürzer als ihr Vorgänger-Modell, was auch den Radstand auf 2,97 Meter schrumpfen lässt. Die Laderaumlänge bringt es auf 2,15 statt bislang 2,25 Meter. Das Stauvolumen im Caddy Maxi verringert sich um 0,2 auf jetzt vier Kubikmeter.
Dafür legt die Breite der Schiebetür um 14 auf nunmehr 84 Zentimeter zu. Im Caddy Maxi kann damit jetzt eine Europalette quer eingeladen werden. Auf Wunsch auch beidseitig in der Variante mit zwei Schiebetüren. Den Caddy gibt es zudem wahlweise mit Heckklappe oder seitlich angeschlagenen Türen. Optional auch ohne Fensteröffnung als Diebstahl- und Sichtschutz. Eine Leiterklappe ist nach Angaben von VW für den Caddy 5 nicht mehr vorgesehen. Dafür sei die Innenbeleuchtung des Kastenwagens überarbeitet worden, es gibt neue Bodenbeläge, kräftigere Verzurrösen und auf Wunsch auch größere Räder.
Zur maximalen Zuladung und Anhängelast hat sich VW bislang nicht offiziell geäußert. Nach ersten Auskünften bei der Fahrzeugpremiere dürften die Werte jedoch ähnlich dem Vorgängermodell sein. Die Nutzlast des aktuellen Caddy 4 Kastenwagen liegt bei etwas mehr als 760 Kilogramm, in der Maxi-Variante bei maximal 832 Kilogramm. Die gebremste Anhängelast beträgt je nach Modell und Motorisierung zwischen 1.100 und 1.500 Kilogramm.
VW Caddy (Maxi): Abmessungen
Caddy Standard | Caddy Maxi | |
Länge | 4.501 mm | 4.853 mm |
Breite | 1.855 mm | 1.855 mm |
Höhe | 1.797 mm | 1.797 mm |
Radstand | 2.755 mm | 2.970 mm |
Laderaumhöhe | 1.273 mm | 1.273 mm |
Laderaumbreite | 1.606 mm | 1.606 mm |
Laderaumlänge | 1.797 mm | 2.150 mm |
Breite zwischen den Radkästen | 1.230 mm | 1.230 mm |
Breite der Hecköffnung | 1.234 mm | 1.234 mm |
Stauvolumen | 3,3 Kubikmeter | 4,0 Kubikmeter |
Schiebetürbreite | 701 mm | 840 mm |
3. Interieur, digitales Cockpit und Assistenzsysteme: Herzstück des neuen Kleintransporters
"Wir haben intelligent und gezielt alle Features des Golf 8 übernommen, die unsere Kunden im Caddy suchen", verkündete Thomas Sedran, CEO von Volkswagen Commercial Vehicles, bei der offiziellen Fahrzeugpremiere. Das Ergebnis ist ein Kleintransporter, der mehr sein könne als "nur" praktisch und robust – wenn man das denn möchte.
Ab Werk rollt der Caddy 5 zwar bereits mit elektrischen Fensterhebern und Außenspiegeln vom Band. Zudem soll serienmäßig ein "Front Assist" an Bord sein. Die "digitale Revolution", wie Volkswagen sie nennt, gibt es jedoch größtenteils erst gegen Aufpreis. Dann werden analoger Drehzahlmesser und Tacho durch ein 10,25 Zoll großes Digital-Cockpit ersetzt. Links vom Multifunktionslenkrad weicht der Licht-Drehschalter zudem wie beim Golf 8 einem kapazitiven Tastenfeld. In der Mittelkonsole sind Touch-Displays zwischen 6,5 und zehn Zoll integriert.
Je nach Ausstattung nimmt das Infotainment auch Sprachbefehle entgegen. Nötig ist dazu ein einfacher Wake-Up-Call: "Hallo Volkswagen". Sagt der Fahrer dann beispielsweise "Fahr mich zur Arbeit", berechnet das Navigationsgerät die schnellste Route unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrssituation. Auch die Klimaanlage oder Sitzheizung können via Sprachsteuerung eingestellt werden. Praktisch: Das System erkennt automatisch, ob das Kommando vom Fahrer oder Beifahrer gegeben wurde.
Für den gewerblichen Gebrauch bietet VW außerdem sein digitales Fuhrparkmanagement-System "We Connect Fleet" an. Das umfasst ein elektronisches Fahrten- und Tankbuch, Effizienzstatistiken, GPS-Ortung und Routenverlauf sowie Verbrauchsanalysen und ein automatisiertes Wartungsmanagement. In Zeiten, in denen die bürokratischen Lasten hoch und die Auftragsbücher voll sind, könnte VW mit diesem Angebot durchaus einen Nerv bei Handwerkern treffen.
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Argumente für den Caddy versucht Volkswagen zudem mit dem mobilen Online-Dienst "We Connect Plus" zu sammeln. Über diesen können via Smartphone etwa die Standheizung oder die Diebstahlwarnanlage aktiviert werden. Zudem ist der Fahrer per WLAN-Hotspot auch unterwegs immer online. Der Caddy Cargo wird für den Fahrer damit zum Büro auf vier Rädern. Dafür sorgen auch eine 230-Volt-Steckdose, die üppig vorhandenen Ablageflächen und ein Beifahrersitz, der umgeklappt als Schreibtisch genutzt werden kann.
Eben alles eine Frage des Bedarfs. Das gilt auch in Sachen Assistenzsysteme. 19 Funktionen und Assistenten stehen für den Caddy zur Auswahl, das sind noch einmal sechs mehr als beim Vorgänger-Modell. Zu den Neuerungen zählen der Travel Assist, der erstmals in einem Volkswagen Nutzfahrzeug das assistierte Fahren über den gesamten Geschwindigkeitsbereich ermöglicht. Und ein Rear-Cross-Traffic-Alert, der beim Rückwärtsausparken akustisch und optisch warnt, sobald sich Querverkehr nähert.
Verfügbare Assistenzsysteme für den VW Caddy 5
Neue Assistenzsysteme ab 2020:
- Travel Assist (automatisiertes Fahren, Level 2)
- ACC mit Stop & Go (automatische Distanzregelung)
- Trailer Assist (Anhängerrangierassistent)
- Spurwechselassistent (integriert in den Heckradarsensor)
- Ausparkassistent (integriert in den Heckradarsensor)
- Emergency Assist (assistierter Stopp des Caddy im Notfall)
Die weiteren Assistenzsysteme
- Front Assist
- ParkPilot
- Berganfahrassistent
- ESC mit ABS, ASR, EDS
- Fernlichtassistent
- Lane Assist (Spurhalteassistent)
- Müdigkeitserkennung
- Multikollisionsbremse
- Parklenkassistent
- Reifendruckkontrollsystem
- Rückfahrkamera (Rear View)
- Speed Limiter mit Geschwindigkeitsregelanlage
- Verkehrszeichenerkennung
4. Antrieb und Verbrauch: VW setzt auf saubere Diesel-Motoren
Die Vorgänger des Caddy 5 gingen zumeist als Diesel über den Hof. Wenig überraschend, dass Volkswagen deshalb auch bei seiner neuen Generation vor allem auf Selbstzünder setzt. Drei frontgetriebene TDI mit je zwei Liter Hubraum und wahlweise 75, 102 oder 122 PS stehen dem Kunden zur Auswahl. Die stärkste Motorisierung soll es auch als Allrad oder mit 7-Gang-Automatikgetriebe geben.
Bei allen Diesel-Modellen kommt das so genannte "Twindosing"-Verfahren zum Einsatz. Dabei wird Adblue gezielt vor zwei hintereinander angeordneten SCR-Katalysatoren eingespritzt, was die Stickoxide im Abgas signifikant reduzieren soll.
Ein 1,5-Liter-Turbo-Benziner mit 116 PS,wahlweise auch mit 7-Gang-DSG, rundet das Angebot ab. Alle Motoren erfüllen die Euro-6-Standards und sind standardmäßig mit Partikelfiltern ausgestattet. Der Verbrauch der neuen Generation soll laut VW durchschnittlich zwölf Prozent unter dem Vorgänger-Niveau liegen.
Volkswagen verkündete, dass außerdem ein Erdgas-Modell sowie ein Plug-In-Hybrid in Planung seien, nannte jedoch keinen festen Termin.
Der neue Caddy: Vorerst als Diesel oder Benziner
Verfügbare Antriebsversionen
- 2.0 TDI, 55 kW / 75 PS (6-Gang, Front)
- 2,0 TDI, 75 kW / 102 PS (6-Gang, Front)
- 2,0 TDI, 90 kW/ 122 PS (6-Gang, Front)
- 2,0 TDI, 90 kW/ 122 PS (6-Gang, 4MOTION)
- 2,0 TDI, 90 kW/ 122 PS (7-Gang-DSG, Front)
- 1.5 TSI, 84 kW / 116 PS (6-Gang, Front)
- 1.5 TSI, 84 kW / 116 PS (7-Gang-DSG, Front)
5. Preis und Starttermin für den Caddy 5
Offen ist zudem, was der neue Caddy kosten soll. Erwartet wird ein ähnlicher Einstiegspreis wie beim Caddy 4. Der startet als 75-PS-Diesel-Kastenwagen derzeit bei netto 17.445 Euro. Kommt es so, würde der neue Caddy weiterhin etwas teurer als seine Wettbewerber bleiben.
Den Preis seien VW-Kunden erfahrungsgemäß gerne bereit zu zahlen, sagte CEO Sedran. "Der Caddy erweist sich traditionell als zuverlässig und robust. Daraus ergibt sich ein hoher Wiederverkaufswert." Auch sonst präsentierte sich Volkswagen bei der Caddy-Premiere selbstbewusst: "Wir sind besser als alle anderen", schnürte Sedran hohe Erwartungen. Wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt, wird sich ab November 2020 zeigen. Dann feiert der VW Caddy Markteinführung – zunächst als 102- und 122-PS-Dieselmodell.